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Ligustrum vulgare - Gewöhnlicher Liguster

 

Ein Pflanzenportrait à la Hortus Summerland 

 

Den Gewöhnlichen Liguster bezeichne ich gerne als Rainweide, weil dies seinem natürlichen Vorkommen am nächsten kommt. Gewöhnlicher Liguster ist die einzige in Europa heimische Art der Gattung. Die meisten anderen Arten seiner Familie (Ölbaumgewächse) haben ihren Ursprung im östlichen Asien. Rainweide wird meistens als Hecke kultiviert und dabei fast immer akkurat geschnitten. Es geht aber auch ganz anders, wobei die eigentlichen Vorzüge dieser pflegeleichten und robusten Heckenpflanze erst so richtig zum Tragen kommen. 

Eine kleine, persönliche Geschichte 
In meiner frühen Kindheit wohnten wir, ähnlich wie heute, direkt am Waldrand. Ein paar Schritte aus dem damaligen großen Garten heraus und man stand unter großen alten Eichen und anderen, mächtigen Bäumen. Dieses fand ich als Kind völlig normal und toll. Und so machte ich mich schon als kleiner Junge oft auf Exkursion, in eben diesen Wald. Mit Freunden aus der Nachbarschaft oder auch ganz allein, nicht selten mit dem Messer am Gürtel und dem selbst gebautem Pfeil und Bogen bewaffnet. Ein wenig fühlen wie Winnetou, in der Freiheit der Natur. So habe ich es als kleiner Junge empfunden. Sicher ist, damals wurde der Grundstein gelegt, für meine Liebe zur Natur, samt seiner Lebewesen. Bis heute ist das so geblieben, mit gewachsenem Bewusstsein. Und dem Wissen, um all die Schandtaten, die unserer Natur bis heute angetan werden. 

In meinem Wald kannte ich im näheren Umkreis jeden Busch und und jeden Baum. Nahe deshalb, weil wir Mutter's Rufen hören sollten, wenn nach Hause kommen angesagt war. Nun ja, das Rufen schallte ganz schön weit, wenn sie im zweiten Stock des Elternhauses, auf dem Küchenschemel stehend durch den oberen Fensterflügel meinen Namen brüllte. Und trotzdem waren wir manchmal so weit weg, das wir uns eher am Schlagen der Kirchenuhr aus dem Dorf orientierten, als am Rufen der Mutter. 

Noch ganz in Gartennähe, zwischen Haselnuss und anderen wilden Hecken, stand auch ein großer Strauch, der im Sommer kleine, weiße Blüten hatte. Sie sahen dem Flieder im Garten ähnlich, nur eben kleiner. Aufgefallen war mir dieser Strauch grade wegen diesen Blüten, die so herrlich dufteten, jedenfalls nach meinem kindlichem Empfinden. Ich mochte diesen Strauch besonders gerne und freute mich über den Duft, jedes Mal, wenn ich dort vorbei gekommen bin. Lange Zeit wusste ich nicht, was es für ein Strauch war, aber seinen Standort würde ich heute noch finden. Jahrzehnte später wurde mit zunehmenden Wissen klar, dieser Strauch im Wald, der mich damals so beeindruckt hatte, war eine Rainweide. 

Aktuell 
Inzwischen haben wir Rainweide auch hier im Hortus Summerland angesiedelt. Weitgehend frei wachsend präsentiert sie uns so jedes Jahr wunderschöne, zahlreiche Blüten und lockt Insekten vieler Art an. Rainweide ist zudem Habitat für etliche Falter- und Kleinschmetterling-Raupen. Im Winter verzehren viele Vogelarten die schwarzen Beeren, darunter 
Amsel, Dompfaff und Singdrossel, wie hier vor Ort in Natura beobachtet werden kann.   

 

Übrigens 
Wusstet ihr, dass sich Rainweide Kinderleicht vermehren lässt? Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten dafür. Die einfachste und bequemste Art ist, im Herbst Stecklinge zu schneiden und die einfach direkt in die Erde stecken. So machen wir das hier in Summerland und die Erfolgsquote liegt dabei ziemlich hoch. 

 

Was lässt sich daraus lernen?
Es ist so einfach, der Natur zu helfen. Dazu noch schön anzuschauen und letztlich sogar weniger Arbeit, wenn man die Rainweide irgendwelchen unnützen Exoten vorzieht und sie nicht durch regelmäßigen, radikalen Schnitt zu grünen Mauern degradiert. 

 

 

text und foto © reinhold hauck
hortus summerland 


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Kommentare: 13
  • #13

    Reinhold (Mittwoch, 15 Januar 2020 09:41)

    Elli Botz, Schön - und danke für die Blumen :-)

  • #12

    Reinhold (Mittwoch, 15 Januar 2020 09:37)

    Gundi Flick, ich auch �

  • #11

    Gundi Flicke (Mittwoch, 15 Januar 2020 09:30)

    Ich mag den Duft auch heute noch sehr. ��

  • #10

    Elli Botz (Mittwoch, 15 Januar 2020 07:19)

    Gerade vor ein paar Tagen haben wir 3 Exemplare in unseren Garten gepflanzt. � Sehr schön geschrieben, Reinhold. Danke!

  • #9

    Martina Kidjera, fb (Sonntag, 19 Juni 2016 20:53)

    eigentlich ist mir egal ob ich gegen die wundervollen Düfte des Frühlings allergisch bin - ich "sauge" sie trotzdem auf...

  • #8

    Reinhold (Sonntag, 19 Juni 2016 20:47)

    Oh, das ist wirklich schade. Aber nicht gegen die Düfte oder?

  • #7

    Martina Kidjera, fb (Sonntag, 19 Juni 2016 20:47)

    da hast du recht... der Duft ist richtig toll! Wenn ich durch unsere Stadt laufe (kleine Stadt!) erfüllt zur Zeit der Duft der Blüten die Luft und "übertrumpfen" den Gestank der Autoabgase! Ich genieße das, nehme auch mal eine "Nase voll", rieche an einer Rose, die über einen Gartenzaun ragt... Aber... dann kommt das "dicke Ende"! Seit ungefähr 3 Jahren habe ich eine Allergie gegen Pollen und was weiß ich gegen was noch - schade, so kann ich den Frühling überhaupt gar nicht richtig genießen!

  • #6

    Susanne Backes, fb (Sonntag, 19 Juni 2016 16:48)

    Wir schneiden ihn grundsätzlich erst im Herbst etwas zurück. Ich bewache das mit Argusaugen

  • #5

    Reinhold (Sonntag, 19 Juni 2016 16:47)

    Ja ja, Liguster, oft unterschätzt, ignoriert, zu grünen Wänden verstümmelt. Dabei so vielseitig, in vielerlei Hinsicht, leicht zu vermehren (wie Buchs), schnellwüchsig, schnittverträglich und und und..

  • #4

    Susanne Backes, fb (Sonntag, 19 Juni 2016 16:47)

    Ich stehe täglich davor und freue mich über die ganzen Hautflügler. Der Duft ist wunderbar

  • #3

    Andaï Kathun, fb (Sonntag, 19 Juni 2016 16:46)

    mag ich

  • #2

    Oliver Walser, fb (Sonntag, 19 Juni 2016 16:45)

    Herrlich, ich habe ihn letztes Jahr vor der Blüte geschnitten, dieses Jahr hab ich es kapiert

  • #1

    Andrea Maria Sieghild, fb (Sonntag, 19 Juni 2016 16:23)

    Die Honigbienen lieben ihn.