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Das Glück

Der kleine Nachtwächter eines unbedeutenden Dorfes findet im Mondlicht eine alte Pfennigmünze. Er weiß, dass dies Glück bedeutet. Aus Freude darüber bläst er in sein Horn und ruft die Dorfbewohner zusammen. Der Poet, die Marktfrau, der Schmied, das Blumenmädchen und der Lausejunge kommen herbeigeeilt.
„Das Glück besucht mich heut Nacht“, verkündet der kleine Nachtwächter freudestrahlend. Und alle setzen sich nieder und warten auf das Glück, das sich mit dem Pfennig angekündigt hatte. Es wird ganz ruhig. Alle lauschen in die Nacht hinaus. Der Wind raschelt leise in den Blättern. Die Nachtigall singt im nahen Wald. Ab und zu schwirrt eine Fledermaus vorbei – sonst aber ist nichts zu vernehmen; die Nacht hat sich ausgebreitet mit ihrer tiefen Ruhe. 
„Wann kommt endlich das Glück?“ ruft der Lausejunge. Der Poet aber, die Marktfrau, der Nachtwächter und das Blumenmädchen – sie alle verstehen, dass das Glück bereits eingezogen ist. Sie sitzen da und hören und lauschen bis zur Morgendämmerung.
(Verfasser unbekannt)

Zeichnung mit freundlicher Erlaubnis verwendet (c) crochetmama 

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Kommentare: 1
  • #1

    Conny Ba (Samstag, 25 November 2017 22:36)

    Sehr treffend!�

    Denn nur so hat man langfristig Freude dran!�