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Der April macht, was er will

Was war das für eine Nacht

Es fing harmlos an, fast schon romantisch - aber dann wurde es echt lebensgefährlich.

 

Tagsüber regnete es, bis der Regen nach und nach in Schnee überging. Dicke, nasse Flocken, die mit der Zeit liegen blieben. Bis zum Abend lag dann eine geschlossene Schneedecke und es schneite immer weiter.
 
Als es dunkel war, wurde die Sache langsam unheimlich. Die Schneehöhe wurde höher und höher, je später der Abend. Binnen wenigen Stunden fielen ca. 30 cm der weißen Pracht. Der Wald ringsherum ächzte unter der schweren Last des nassen Schnees. Und zwar derart extrem, dass uns Angst und Bange wurde. Ringsherum hörte es sich an, wie im Krieg.  Laut krachend stürzten überall Äste herab. Und ständig fielen Bäume zuhauf unter großem Getöse, auch ganz nahe um unser Haus herum. Einige nahe Kiefern und Eichen sind derart groß und hoch, dass sie auf das Haus fällen könnten.

So etwas hatten wir beide noch nicht erlebt, früher nicht und seit wir hier, von Wald umgeben wohnen, auch nicht. Extremwetter mit orkanartigem Sturm haben wir schon einige überstanden. Auch Starkregenfälle, alles bisher ohne größere Schäden. Aber diese Situation begann jetzt, richtig Angst zu machen.
 
Und so beschlossen wir, die Nacht nicht oben im Schlafzimmer zu verbringen. Weil das obere Geschoss nur aus ausgebautem Speicherraum besteht. Über uns also nur Dachstuhl und Dach, ohne massive Seitenwände. Es war echt zu gefährlich, denn wir befürchteten, das Haus könnte von den bedrohlich nahe stehenden, mächtigen, Bäumen getroffen werden. Wenn einer davon fällt, würde mit Sicherheit das Dach durchschlagen. Vielleicht müssen wir im schlimmsten Fall das Haus schnell verlassen, das war zu befürchten. Also glaubten wir die wichtigsten Dinge zusammen, legten warme Kleidung, Taschenlampen, Handys etc..alles griffbereit im Erdgeschoß zurecht. Vierbeiner Keylam Kasperson, der die ganze Zeit aufgeregt hin und her lief, musste sich sein Ausgehgeschirr anziehen lassen, im Notfall nur noch schnell die Leine einklicken.

Obwohl an Schlafen ja nicht wirklich zu denken war, wurde die Schlafcouch im Wohnzimmer bereit gemacht. Hier fühlten wir uns wenigstens einigermaßen sicher. Dies obwohl im Erdgeschoss auch nur eine Holzbalkendecke über uns ist. Die aber immerhin auf 40 cm dicken gemauerten Hauswänden lagert. Nachdem in weiser Voraussicht vorsorglich einige Teelichter brannten, harrten wir so der Dinge die da (hoffentlich nicht) kommen würden.

Zwischenzeitlich war Heidi draußen auf der vorderen Terrasse Augenzeugin, als eine kräftige Birke in Richtung Haus umstürzte. Sie begrub dabei unsere Hecke samt Wild-Drahtzaun und den Teich unter sich. Zum Glück war der Baum nicht groß genug, um das Haus zu erreichen, aber es war knapp. Das ließ unsere Unruhe nicht besser werden.

Immer wieder nach draußem schauend, lief der Fernseher eher nebenbei. Immerhin
funktionierten Strom, Telefon und Internet noch. Gegen 23 Uhr dann auch noch Stromausfall, wie befürchtet. Damit fällt dann auch die Gasheizung aus. Nur die Teelichter flackerten noch und unser Heizkamin-Ofen. Wie gut, dass wir wenigstens diese Zusatzalternative zum heizen haben.

Immerhin, wir konnten zeitweise tatsächlich ein wenig Schlafen, teilweise zu Dritt auf der Schlafcouch aneinander gekuschelt.

Gegen 3 Uhr in der Nacht war der Strom wieder da. Wenigstens eine noch vertretbare Ausfallzeit für Kühlfach und Kühltruhe. So dass den Tag darauf keine Kochorgie zum Haltbarmachen von aufgetauten Lebensmitteln nötig war.

So haben wir die Nacht überstanden, tatsächlich ohne dass uns Bäume auf den Kopf gefallen sind.

Wie es am Tag darauf und später weiter ging, erzählen Fotos in
den nachfolgenden Bilder-Gallerien (Vergrößern und Bildbeschreibungen lesen durch Anklicken).

Es ist überstanden - hier einige Impressionen Samstag früh um Sieben

Schäden hielten sich zum Glück in Grenzen

Auf unserem Terrain sind wir noch relativ glimpflich davon gekommen. Trotzdem gibt es einiges zu tun, was möglichst schnell erledigt werden muss. Damit sich Mstr. Keylem Kasperson wieder frei und ohne Leine in seinem Territorium bewegen kann, ohne ausbüchsen zu können.

Weitere Schadensbesichtigung in unmittelbarem Umfeld

Der Wald liegt voller abgebrochener Äste und Baumkronen. Dazu viele Bäume, einfach umgefallen, allein durch das Gewicht des nassen Schnees. Wahrscheinlich leider auch, weil der ganze Wald sowieso bereits schwer geschädigt ist. Was bei solch einem Ereignis offensichtlich zu besonders schlimmen Auswirkungen führt. Überall hängen noch ab- oder angebrochene Äste in den Bäumen, die jederzeit herabstürzen können. Es sieht echt schlimm aus und macht traurig. Bis wenigstens die Wege wieder nutzbar gemacht werden können, wird eine Weile dauern.

Viele Bilder ließen sich hierzu einstellen, stellvertretend dafür das Folgende. Es zeigt unseren 'Hinten-rum-Zufahftsweg', kurz vor der Biegung Richtung Haus. Allein hier liegen neben Kleinzeug fünf Bäume quer über den Weg, sowohl Nadel- als auch Laubholz.  Hier ist also erst einmal tote Hose mit Fahren. Was im Nachhinein die mühsam erstellte Alternative, nämlich die steile, vordere Zufahrt rechtfertig. Sonst wäre derzeit hier kein Fortkommen, zumindest nicht mit dem Auto.

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Kommentare: 3
  • #1

    Conny Ba (Montag, 11 April 2022 00:01)

    Schaurig schöne Bilder...

    Da habt ihr echt Glück gehabt,
    und ich wünsche euch auch weiterhin Glück, dass ihr mit hoffentlich Helferleins Hilfe bald alles Nötige repariert bekommt.

    Liebe Grüße

    Conny Ba

  • #2

    Reinhold Hauck (Montag, 11 April 2022 08:06)

    Hi Conny,

    das Nötige ist bereits repariert. Nicht optimal und nicht fertig, gesägt, verräumt usw. aber so, dass Herr Kasperson nicht ausbüchsen kann. Wie fast immer, ohne Helferleins und trotz Handicap einer schmerzhaften Sehnenscheideentzündung.
    Jetzt geht es erst einmal mit dem weiter, was auf den Plan steht. Vielleicht auch noch zum Arzt, wenn die Schmerzen anhalten.

    Liebe Grüße zurück

  • #3

    Robert Hauck (Dienstag, 12 April 2022 10:35)

    Wir haben die "schneenacht" und die extremen Schneebruchbilder gesehen. Da habt ihr noch großes Gluck gehabt. Bei uns gings um 20 Uhr los und innerhalb von 2 Stunden war eine Schneedecke von 10 cm. Das reichte auch um den Fliederbaum und Ginsterstrauch abzubrechen. Die Arbeit im Hasental reißt nicht mehr ab. Sagt bitte Bescheid, wenn bei euch eine Anfahrt wieder möglich ist.

    Liege Grüße
    Doris und Robert