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Abenteuer in der Moderne

Untertitel: Ich glotz TV, Teil 2

Prolog


"Wer in der Moderne von Abenteuern erzählt, setzt sich dem Verdacht der Trivialität aus. Doch ein stillschweigender Verzicht aufs Abenteuer fällt auch kanonischen Autoren der Moderne schwer."

Diese Formulierug spuckte Mr. Google unter anderem aus, als ich ihn nach meiner erdachten Überschrift für diesen Blog-Artikel suchen ließ. Erst zweifelte ich ja, die folgende, kleine Story aus dem Alltag der beiden Waldschrate könnte zu banal sein, um sie als Blog-Artikel aufzuschreiben (und damit über die Webseite zu veröffentlichen). Aber der gefundene Text überzeugte mich vom Gegenteil und ich fand sogar, er passt gut als Einleitung. Nun denn, wenn es so sein soll, soll es so sein...

 

Hintergrund

Insider wissen ja Bescheid, aber für andere Leserinnen und Leser muss der Hintergrund ein wenig ausgeleuchtet werden, zum besseren Verständnis der Zusammenhänge.

Wir wohnen ja recht zurückgezogen, abseits vom Schuss, hinter dem Mond oder wie immer man es sehen und ausdrücken möchte. Dies recht bescheiden, in gewisser Weise altmodisch und sparsam. Mit ein wenig good will ließe sich ein solches Verhalten durchaus auch als nachhaltig bezeichnen, zumindest relativ betrachtet. Wobei alles seine Gründe hat. Unsere beiden Lebensläufe spielen eine Rolle, die gemachten Lebenserfahrungen mit ihren Höhen und Tiefen, samt den persönlichen Überzeugungen, die sich entwickelt haben. Erfahrungsgemäß gelinkt manche Erkenntnis erst mit fortschreitendem Alter. Genau wie sich Meinungen und Überzeugungen mit der Zeit entwickeln und auch verändern können, so lange man im Geist wach bleibt. Alles vor dem Hintergrund  einer sich radikal verändernden Welt. Wir meinen, 'Mutter Erde' braucht dringend Veränderungen. Vor allem müssen wir Menschen uns verändern, unsere Lebensweise dem anpassen, was uns dieser Planet noch geben kann. Das bedeutet, Rückbesinnung auf Wesentliches ist nötig, übertriebener Luxus, erst recht Exzesse dürfen keine Normalität mehr sein und alles, wirklich alles sollte dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit  untergeordnet werden. Dies so gut und so schnell es geht, zum Schutz von Natur, Umwelt und Klima, zur Erhaltung der Lebensgrundlagen, letzten Endes auch die von uns Menschen. 

Diese Einsicht macht klar, die Geschichte, die erzählt werden soll, ist eine Gratwanderung auf der Kippe, was soll ich und was darf ich noch, um möglichst wenig Schaden anzurichten? 

Seit wir hinter dem Mond wohnen, hat sich mit der Zeit auch eine gewisse Taktik und Routine eingebürgert, was das Einkaufen und die Vorratshaltung angeht. Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfes kaufen wir auf herkömmliche Weise ein, per Großeinkauf für ca. 14 Tage, manchmal gar drei Wochen. Für alles ist das Auto nötig. Aber wir sparen mit dieser Taktik viel Zeit und auch Kosten für Sprit. Für vieles andere nutzen wir das Internet, zur Suche, Preisvergleich und den Einkauf online. Selbst anfallende Frachtkosten rechnen sich dabei meistens, denn selbst mit dem Auto los zu ziehen, wäre selten billiger. Besonders bei einzelnen Artikel nicht, wegen denen man eh nicht extra los fahren würde. Kritiker solcher Einkäufe sollten einmal bedenken, was sinnvoller ist, Einzelfahrten vieler Konsumenten oder Sammelfahrten von Paketdiensten, die zig Abladestellen auf einer einzigen Tour bedienen. Jetzt kommt natürlich noch das Argument, man muss doch die regionalen Geschäfte durch seine Einkäufe unterstützen. Klar, aber welche regionalen Geschäfte gibt es denn noch, die noch nicht von Großen geschluckt sind?

 

Die Story

Damit sind wir nun endlich beim Thema die Geschichte angelangt, nämlich dem beabsichtigen Kauf eines neuen Fernsehers. Die erste Frage, wo gibt es denn noch einen Radio- und Fernsehladen alter Schule, kann schon mal direkt beantwortet werden: Hier in unserer Gegend jedenfalls nicht. Und warum einen neuen Fernseher kaufen? Weil der Bisherige bescheiden klein war und das abendliche *ich glotz TV' ja doch zu einer Gewohnheit geworden ist. Ist diese Angewohnheit noch eine akzeptable oder eder nicht? Jede und Jeder muss es selbst bestimmen. In unserem Fall ist Abseits zu wohnen ja nicht gleichgesetzt mit, nicht wissen wollen was so alles auf der Welt passiert. Sich zum Feierabend einfach entspannen und unterhalten lassen, ohne viel über Sinn oder Unsinn nachdenken zu müssen, ist natürlich auch mit ein Punkt. Man gönnt sich ja sonst nicht viel und den *Luxus Fernsehen' haben wir uns auch redlich verdient. Eine Investiton in etwas, was zig Jahre genutzt werden wird, für ein paar hundert Euronen. Zudem mit einem Wert, den manch Andere locker und ohne schlechtes Gewissen mal eben so an einem Wochenende verjubeln. Dies nur erwähnt, weil anfangs von Nachhaltigkeit die Rede war.

 

An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass wir in der Vergangenheit jede Menge Schwierigkeiten mit Paketzustelldiensten erleben mussten. Angefangen bei Lügenmärchen, wie falsche Adresse, Empfänger nicht anwesend usw. bis hin zu einem beim Rückwärtsfahren vom Weg abgekommenen, halb abgestürzten, im Hang hängenden Lieferfahrzeug, alles ist schon da gewesen. Die Anlieferprobleme hörten erst auf, seit wir einen großen Paketkasten unten am Fuß des Hanges haben, samt erteilter Abstellerlaubis für alle Paketdienste.

 

Langer Rede, kurzer Sinn und obwohl der Online-Kauf eines Fernsehers ja ein gewisses Risiko mit sich bringt, u. a. auch wegen möglicher Transportschäden - schauen wir mal im Netz, was es so alles gibt und wo. Und was ist überhaupt so Stand der Technik?

Das Angebot ist riesig und auf den ersten Eindruck für den Laien ein undurchdringlicher Technik-Dschungel. Es muss und soll auch nicht das Teuerste sein. Es soll aber auch keine veralterte Technik gekauft werden. Allein schon der Tatsache geschuldet, dass die technische Entwicklung eine rasend schnelle ist. So langsam tastet sich der Waldschrat vor und nach und nach wird klar, ein OLED-TV soll es werden. Klar, QLED ginge auch aber dann wären wir wieder beim Thema ältere Technik. Zwischen den beiden Ausführungen liegt natürlich ein deutlicher Preissprung, wie könnte es anders sein. Zudem wollen in unserem Fall noch einige andere Aspekte berücksichtig werden. Unser Häuschen hatte beim Kauf schon keine Antenne mehr auf dem Dach und Kabelfernsehen gibt es im Wald natürlich auch nicht. Statt dessen gab es eine Anlage für Satelitenempfang. So weit, so gut, die Schüssel lieferte aber leider mit der Zeit keinen Empfang mehr. Geschuldet ist dies der Wohnlage am Hang, in unserem kleinen, relativ engen Tal, in dem die Waldbäume rings um unser Grundstück mächtig gewachsen sind. Alles so, dass selbst GPS nur noch bedingt und längst nicht überall durchkommt. Der von der Gemeinde  geplante und initiierte Anschluß an das Glasfasernetzt, Start der Arbeiten vor nunmehr drei Jahren, kommt auch nicht voran. Letzeres obwohl das Glasfaserkabel inzwischen schon bis ins Haus verlegt ist. Will heißen, der Neue muss ein Smart-TV sein, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. 

 

Schätzelein hatte kurzfristig allerdings noch die glorreiche Idee, unser seit Jahren bestehendes Wohnprovisorium im EG derart umzuräumen, dass es wohnlicher wird. Dies etwa 14 Tage vor Weihnachten. Der Wunsch war dem Waldschrat Befehl. Anderes Geplante wurde einmal mehr zurückgestellt und die Ideen gemeinsam in die Tat umgesetzt. Bei der Gelegenheit wurden gleich noch einige funktionale Optimierungen realisiert, die der Waldschrat schon längere Zeit im Sinn hatte. In Summe lösten derlei Eingebugen ein temporäres  Chaos aus, was sich aber nicht vermeiden ließ, weil vollgepfropfte Schränke und andere schwere Teile schlecht an neue Standorte bewegt werden können. Deswegen sind nun sämtliche schweren Teile mobil geworden, indem ihre Standfüße durch lenkbare Rollen ersetzt wurden. Es war zwar einiges an Aufwand, wird aber eine deutliche Erleicherung bringen, beim Sauberhalten, bei künftigen Malerarbeiten und was sonst im lauf der Zeit noch so alles anfallen dürfte. Öfter mal sehen können, was sich hinter und unter Schränken, Couches usw. tut, kann ja auch nicht verkehrt sein, zumal wenn jemand u. a. mit Spinnenphobie und Hausstauballergie zu kämpfen hat.

Wie in 'Ich glotz TV, Teil 1' geschildet, hat der alte, kleine Fernseher vor kurzem eine Über-Eck-Aufhängevorrichtung bekommem, die auch für größere Geräte geeignet ist. Ready to go also. Wer mag, die kleine Story dazu ist über das Foto verlinkt.

Das eigentliche abenteuer kann beginnen

Jetzt wäre aber wirklich einmal eine Belohnung angesagt, dachte sich der Waldschrat. Für diese letzte und alle andere Schafferei, die wir in diesem Jahr (und den früheren) geleistet haben. Dieses Mal vor allem draußen wieder, auf dem eigenen Gelände und drumherum. Die angedachte Neuanschaffung sollte Lohn der Arbeit werden, bestenfalls noch zu Weihnachten.  Der bisherige 32-Zoll-Smart-TV soll als Ausweichgerät ins OG umziehen, sobald Ersatz da ist. Der Neue sollte einer Nummer größer sein, also 42 bzw. 43 Zoll Bildschirmdiagonale. 

 

Bei der Recherche in Netz zeigte sich schnell, der Zeitpunkt war günstig. Vor Weihnachten gab es gute Sonderanebote, mit teils enormen Preisunterschieden zwischen der UVP und den Angebotspreisen. Bei manchen Geräte gab es Nachlässe um 50%. Und es zeigte sich, dass sogar größere Markengeräte mit OLED-Ausstattung günstiger zu haben waren, als manch kleinere Ausführung mit QLED mit lediglich 42/43 Zoll-Bilddiagonale. 


Also hat Meinereiner nicht mehr lange gefackelt und bei Media-Markt/Saturn einen OLED-Smart TV mit 128cm Bildschirmdiagonale (48 Zoll) versandkostenfrei geordert, UVP 1549€, Angebotspreis 749€. Freudig in den Warenkorb gestellt, wurden dort sogar als Preis nur 699€ angezeigt, versandkostenfrei. Keine Ahnung warum noch billiger, aber prima, dachte ich. Die Bestellung wurde zu diesem Preis bestätigt.

Die Freude darüber währte allerdings nur einen Tag. Denn am nächsten Morgen kam per E-Mail die Nachricht, dass die Bestellung storniert werden musste, weil das Gerät nicht mehr lieferbar sei. Die Rücküberweisung der Vorabzahlung sei bereits veranlasst.  Ok., dachte ich, Pech gehabt, wie immer. Seltsam dabei, das gleiche Gerät wurde bei Media-Markt noch immer zum Preis von 749€ angeboten. Angeblich In den Märkten der Umgebung zwar nicht abholbar, aber online bestellbar. Der Versuch, den Ferseher zu diesem Preis über einen anderen Media-Markt in der Nähe noch einmal in den Warenkorb zu stellen und online zu ordern, war allerdings vergeblich, funktionierte nicht, ohne Anzeige warum. Meinereiner gab erst einmal auf. Dies obwohl das gleiche Gerät zum gleichen Preis von 749€ auch noch bei Amazon im Angebot war. Dort inzwischen wahrscheinlich auch ausverkauft, dachte ich.

Einen Tag später wurmte mich das Ganze dann doch und ich dachte, mach' doch einfach den Bestellversuch bei Amazon. Das Angebot stand dort immer noch, lieferbar angeblich Anfang Januar. Schätzelein und ich, wir sind beide ja überhaupt keine Anhänger der amazon'schen Halsabschneider. Aber da beißt sich die Katze in den Schwanz, dachte ich, mach' mal eine Ausnahme. Was soll schon groß schief gehen dabei, außer dass das Gerät auch über Amazon nicht mehr verfügbar sein könnte? Aber welch Wunder, die Bestellung wurde bestätigt und auch im Nachhinein nicht storniert. Meinereiner traute der Sache nicht wirklich, also jeden Tag nachgeschaut, Status "Bestellung in Bearbeitung" jedes Mal unverändert. Das wird doch nicht tatsächlich klappen wollen?

Die Zweifel blieben bestehen, bis am 18.12.2023 tatsächlich die Amazon-Versandbestätigung eintraf. Zustellung Donnerstag 21.12. hieß es da, also sogar früher als im Angebot genannt. Am Tag der Zustellung senden wir Ihnen ein Einmalpasswort, das Sie dem Ausliefernden persönlich bei der Zustellung nennen müssen, hieß es weiter und dass die Sendung mit Amazon logistics versandt wurde. Dazu noch der Link "Lieferung verfolgen". anhand der Sendungsnummer. Na prima, dachte Meinereiner, die Sache läuft doch. Und so freuten wir uns die neue Glotze, die vielleicht schon Weihnachten in Betrieb sein könnte.

Am 21.12. wurde früh morgens per E-Mail eine 6stellige Zahl als Passwort übermittelt. Die Anlieferung sollte im Lauf des Vormittags erfolgen. Über den Link zur Sendungsverfolgung war zu sehen, wo sich das Fahrzeug grade befindet und wieviele Anlieferstellen noch anzufahren sind, vor der unsrigen. Um das Lieferfahrzeug ja nicht zu verpassen und weil dieses Mal unser Paketkasten nicht als Ablageort in Frage kam, hielt ich mich draußen auf. Dies ab dem Zeitpunkt, an dem in der Sendungsverfolgung zu sehen war, dass das Fahrzeug bereits ganz in der Nähe ist und nur noch eine vorherige Abladestelle zu bedienen war.

Dann begann leider, was nicht passieren sollte, aber aufgrund unser besonderen Wohnlage zu befürchten war. Es klingelt auf meinem Handy, die Nummer war bei Amazon hinterlegt. Ich hatte das Handy unter der Arbeitsjacke in der Brusttasche meiner Arbeitslatzhose stecken. Also schnell Jacke auf, Handy raus kramen und schon war der Anruf beendet und das Amazon-Chaos nahm seinen Lauf.

Der sofortige Rückruf an die anrufende Nummer führte direkt zu einem Anrufbeantworter. Dort hieß es, ein Anruf bezüglich der Zufahrt sei fehlgeschlagen. Für Weiteres soll der Service der Amazon-Webseite kontaktiert werden. Dort findet sich aber nichts bezüglich Service, zumindest nicht auf Anhieb. Inzwischen am Laptop sitzend, sah ich eine neue Mail, Info folgendermaßen:

"Hallo, Leider konnten wir Ihre Lieferung nicht zustellen. Für einen erneuten Zustellversuch benötigen wir weitere Informationen. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Bitte fügen Sie Lieferanweisungen hinzu oder aktualisieren Sie diese. "

Nebenbei, diese und andere Mails kamen im weiteren Verlauf der Recherche und der späteren erfolgreichen Kontaktaufnahme x-mal, mit gleichlautendem Text.

Es gab aber keine Lieferanweisungen hinzuzufügen und zu ergänzen gab es auch nichts, alle Angaben waren ja richtig.

Zu einem späteren Zeitpunkt fand sich noch eine weitere Mail vom 21.12., Absender cs-reply@amzon.de im Posteingang, mit folgendem Wortlaut, ohne Absätze hierher kopiert:
"Guten Tag Herr Hauck, Wenn Sie uns per Chat oder Telefon kontaktieren möchten, verwenden Sie bitte unser Kontaktormular: Guten Tag, vielen Dank für Ihr Feedback an Amazon.de. Ich hätte gerne persönlich über Ihr Anliegen gesprochen. Leider konnte ich sie unter der bei uns hinterlegten Telefonummer nicht erreichen. Aus diesem Grund schreibe ich Ihnen eine Mail. Es würde mich freuen, wenn ich Ihnen mit meinem Schreiben weiterhelfen konnte. Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder mit uns persönlich sprechen wollen, dann können Sie uns einfach noch einmal kontaktieren oder uns einen möglichen Zeitraum zukommen lassen, in dem wir Sie zurückrufen können. Wir melden uns dann gerne bei Ihnen! Sie erreichen uns, in dem Sie einfach auf diese Mail antworten. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir einen gewissen zeitlichen Vorlauf benötigen. Daher sollte der Rückruftermin erst am folgenden Werktag liegen. Alternativ können Sie uns gerne über unserer kostenlose Hotline anrufen."


Welch ein Akt, einfach ein wenig länger klingeln lassen beim Anlieferversuch und alles wäre ins Lot gekommen. Statt dessen jetzt so ein verwirrendes, unnötiges Prozedere.

Immerhin, nach etlichen, vergeblichen Hin- und Herklickversuchen ist endlich eine Telefonnummer auf der Amazon-Webseite entdeckt, über die ein Rückruf angefordet werden konnte. Was dann, mit inzwischen leicht angeschwollenem Hals des Meinereiners auch geglückt ist.

"Nein, den Fahrer könne auch der Service nicht erreichten" meinte eine freundlich klingende Dame am Telefon. "Die Lieferung müsse noch einmal neu disponiert werden, was für den nächsten Tag möglich wäre. Es ließe sich jetzt nicht mehr anders machen", lautete die weitere Auskunft. Dies obwohl das Fahrzeug zu dem Zeitpunkt ja noch nicht weit entfernt sein konnte. Im Nachhinein fiel mir auf, für diese Auskunft war noch nicht einmal ein Erkennungsmerkmal, beispielsweise die Transaktionsnummer nötig. Irgendwie war der Vorgang direkt auf dem Schirm. Oder sprach ich da eventuell mit einem künstlich intelligenten Computer? Alles scheint heutezutag möglich.

Egal, Mist, dachte ich und sagte am Telefon, das dies ein ärgerlicher Vorgang sei. Auch dass die Adresse richtig ist und keine andere bzw. keine zusätzliche Angabe gemacht werden kann. Die Adresse sei eben nur nicht ganz so leicht zu finden. Mit ein wenig guten Willen und einer funktionierenden Navigation allerdings schon, dachte. ich, sagte es aber aus taktischem Grund nicht.

Unabhängig davon, ich meine, besonders Lieferdienste, die schließlich nichts anderes tun, sollten in der Lage sien, jede existierende und amtlich registrierte Wohnadresse in Deutschland zu finden. Ganz besonders jene, die für sich in Anspruch nehmen, die Besten zu sein, wie eben Amazon.

Meinem Ärger machte ich Luft, mit dem Einwand, dass der Anruf bei der fehlgeschlagenen Lieferung nicht schnell genug entgegen genommen werden konnte. Denn selbst ein Handy hat nicht jeder blitzschnell am Ohr.

Daraufhin wurde der nächste Zustellversuch für den Folgetag, Freitag, 22.12. festgemacht, mit einem Zusatzvermerk, dass bei Bedarf bis zu drei Anrufversuche erfolgen müssen.

Per Mail wiederholten sich zwischenzeitlich alle Nachrichten wie bei einer Neubestellung. Alles in x-facher Ausfertigung, der Posteingang, voll mit Nachrichten von Amazon. Unter allen Nachrichten auch die schriftliche lieferbestätigung für Freitag 21.12., mit vorgesehner Anlieferungszeit zwischen 6  und 20 Uhr! Welch eine Zeitangabe, dachte ich, da muss man ja schon wieder mit allem rechnen.

Früh aufstehen war also am Freitagmorgem vorsichtshalber angesagt. Und tatsächlich, zu einer unchristlichen Uhrzeit in der Frühe kam bereits eine Mail mit einem neuem Abholkennwort, vorgesehener Ankunftszeitpunkt, im lauf des Tages! Na Super dann mal gleich auf die Sendungsverfolgung gehen und siehe da, das Fahrzeug war unterwegs und bereits schon ziemlich nahe. Also hat sich Meinereiner startklar gemacht, Handy zum schnellen Anruf annehmen direkt griffbereit. Außerdem das Auto starklar bereitstellen, um ggfs. einem umher irrenden Fahrer zügig entgegen fahren zu können. Vorsicht heißt die Mutter der Porzellankiste, dieses Mal wird mir das Lieferfahrzeug nicht entwischen, das war der Vorsatz, selbst wenn dazu dessen Verfolgung aufgenommen werden muss.

Noch nicht ganz fertig mit der geschilderten Vorbereitung, kam bereits der Anruf. Wie könnte es anders sein, ein fremdländisches Gegenüber, mit sehr schlechtem deutsch. "Ich nix finden, Adresse falsch, keine Chance," oder so ähnlich die Kommunikation. Es brauchte eine Weile, bis ich herausbekam, wo genau er grade war, eine Straße und Hausnummer ganz in der Nähe. Bleiben Sie da, ich komme mit dem Auto zu ihnen. Er: "Wie lange?" Ich: "Fünf Minuten."  Er: "Ok. ich warten."

Gesagt getan, kurz darauf entdeckte ich einen neutralen Transporter, nicht als Amazon-Fahrzeug erkennbar, mit laufendem Warnblinker.  Auge in Auge klappte die Kommunikation mit dem Fahrer ein wenig besser. Nach Entgegennahme des Passwortes und dem Umladen des Kartons von Auto zu Auto, zeigte er mir noch seine Navigation. Und zwar auf dem Handy, wahrscheinlich sein privates, vielleicht sogar mit einer ausländischen App? Man weißt es nicht, aber die weitere Wegstrecke bis zu unserer Adresse war tatsächlich nicht verzeichnet. Vielleicht weil wir zum Außenbereich der Ortschaft zählen, keine Ahnung. Unsere eigene Navigation führt uns jedenfalls bis zur Haustür.

Wie auch immer, für mich war die ganze Aktion wieder ein Beleg mehr dafür, Wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinander klaffen könne. Und wie nimmersatte Profitgeier andere benutzen. Sie mit unzureichender, technischer Ausstattung auf den Weg schickem,  schamlos ausgenutzt, meist für einen Hungerlohn. Mir tun diese Leute leid, die solche Jobs annehmen müssen, egal ob ausländische oder deutsche.

 

Mit der Mail:  "Guten Tag Reinhold, Ihr Paket wurde zugestellt",  war die ganze Aktion am 22.12. um 08:14h in der Frühe beendet. Der Spuk vorbei, mit glücklichen Ende für uns.

Der Fernseher ist in Ordnung, hängt inzwischen schon an seinem vorgesehenen Platz. Und so konnten wir das Weihnachstprogramm bereits in neuer Größe und exzellenter Bildqualität genießen.

 

nachtrag - tage danach

Am 28.12. hat der amazon'sche Computer noch folgende Mail zu dem Vorgang produziert:

"Guten Tag,

ein Transportdienstleister hat kürzlich versucht, Sie bezüglich der Lieferung Ihrer Amazon-Bestellung  anzurufen.

Möglicherweise war Ihnen die Nummer +49 3022957920 nicht vertraut. Wenn Sie in Zukunft Anrufe über diese Nummer erhalten, können Sie durch ein Gespräch mit dem Transportdienstleister für eine schnellere und reibungslose Lieferung sorgen.

Diese Nummer wird von Unternehmen verwendet, die im Auftrag von Amazon in Ihrem Land liefern. Sie können sie in Ihrem Telefonbuch speichern, damit Sie künftig wissen, wer anruft. Bitte beachten Sie, dass die oben genannte Telefonnummer keine eingehenden Anrufe akzeptiert.

Wenn Sie die Telefonnummer für Ihre Adresse überprüfen oder Ihre Liefereinstellungen aktualisieren möchten, können Sie dies über folgenden Link machen: https://www.amazon.de/a/addresses

(Dies ist eine automatisch versendete E-Mail. Bitte antworten Sie nicht auf diese Nachricht, da die E-Mail-Adresse nur zum Versenden, nicht aber zum Empfang von E-Mails eingerichtet ist.)

Freundliche Grüße
Amazon.de

 

Aha - mir war ja klar, der Anruf kurz vor Eintreffen der lieferung konnte nur von Amazon sein. Aber was nutzt eine solche Rufnummer, wenn es nur kurz klingelt und man bei sofortigem Rückrufversuch unter dieser Nummer niemanden erreichen kann, insbesondere den zustellenden Fahrer nicht?

Realistisch bewertet also ein netter Verblödungsversuch im Nachhinein. Sie versuchen, den Riesen Amazon in dieses angestrebte, besonders gute Licht zu rücken. Das Vorhaben scheint leider bei den meisten Konsumenten zu funktionen. Bei wachen Geistern aber nur bedingt, denn ein Blick auf die Machenschaften hinter den Kulissen zeigt auch die Kehrseite der Medaille.  Unzulänglichkeiten sind meist menschlicher Art und Probleme enstehen insbesondere dann, wenn Menschen rücksichtslos unter Druck gesetzt, permanent beobachtet und ausgenutzt werden. Solche Machenschadren lassen sich auch mit Computern nicht alle kompensieren oder vertuschen. 

 

unser fazit aus der geschichte?   nie mehr amazon!

man glaubt es kaum, aber ES gibt tatsächlich auch nach Ende der Story noch etwas zu ergänzen

Amazon wäre nicht Amazon, wenn sie nicht noch eine Überraschung parat hätten.

 

Obwohl wir Amazon in der Vergangenheit höchstes einmal ausnahmweise genutzt haben, hat Meinereiner vor längerer Zeit dort ein Konto angelegt und dabei das Angebot der monatlichen Abrechnung ausgewählt. Demnach ist die Bezahlung des Fernsehers am 15.01.2024 fällig.

Am 10.01.24, also 5 Tage vor Fälligkeit traf bereits eine Mail mit Betreff "Zahlungserinnerung" ein. Den freundlichen Text erspare ich mir an dieser Stelle. Nicht aber die Tatsache, dass eine Zahlungserinnerung rechtlich nicht anderes als eine 1. Mahnung ist, die erst nach fehlendem Zahlungseingang auszustellen ist. So habe ich das jedenfalls vor langer Zeit, während meiner kaufmännischen Ausbildung gelernt und daran hat sich meines Wissens bis heute nichts geändert.

Noch ein Beweise mehr, dass Experten besonderes leisten. Amazon zählt sich ja dazu, noch dazu mit dem Anspruch, der Beste zu sein.

L. m. a. A. denkt Meinereiner und wird den Rechnungsbetrag einen Tag vor Fälligkeit per online-banking überweisen, so dass die Rechnung am 15.01.24 buchungstechnisch ausgeglichen ist.



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Kommentare: 5
  • #1

    Barbara (Samstag, 30 Dezember 2023 13:18)

    Von dieser Art Geschichten können wir auch ein Lied singen. Leider nicht nur Amazon, gilt vor allem auch für dpd und Hermes. Zuverlässig liefert bei uns nur DHL (ein Hoch auf unsere netten, zuverlässigen Postboten, die hier bei jedem Wetter auftauchen). Wir wohnen auch mehr oder weniger mitten im Wald, im Schwarzwald. Nur eine einspurige Straße, die in einer Sackgasse endet führt zu uns. Andernorts würde sie wohl als gut ausgebauter Feldweg laufen...
    Entsprechend haben viele Fahrer von Paketdiensten oft keine Lust hier raus zu fahren. Besonders wenn es geschneit hat. Wenn man Glück hat, heißt es, dass man nicht zuhause war und man bekommt das Päckchen 2-3 Tage später dann doch noch, wenn es dem Fahrer dann mal in den Kram passt. Seit Abstellgenehmigung geht die Ausrede nun nicht mehr, das hat wenigstens in den Sommermonaten geholfen. Kürzlich hat dann aber wieder Hermes den Vogel abgeschossen und behauptet, die Sendung wäre nicht zustellbar gewesen, ohne weitere Angabe warum, und das einfach zurückgehen lassen.
    DPD hat noch eins draufgesetzt. Der Wagen stand vor unserer Tür und ich freute mich auf mein Päckchen, Abstellgenehmigung erteilt, kann nichts schiefgehen, dachte ich, aber nach 2 Minuten fuhr er weiter und ich suchte mein Päckchen an allen möglichen Orten, wo es normalerweise abgelegt wird (wenn man die Terrasse angibt, heißt das ja nicht unbedingt, dass es auch wirklich dort landet, da viele Fahrer leider nicht mal das Wort Terrasse verstehen). Ich konnte es nicht fassen - nichts. Er hat es einfach wieder mitgenommen und im nächsten Pickup-Shop abgeliefert. Heißt für uns 20 Minuten fahren, eine Richtung. Unnötige Zeit- und Ressourcenverschwendung, wofür, wenn der Fahrer schon bei uns war? Ich habe mich sofort beschwert und wollte noch einen Zustellversuch. Was da an pseudohöflichem Standard-BlaBla zurückkam, erspare ich mir und Euch hier aufzuschreiben. Hat natürlich nicht funktioniert und wir mussten die Fahrt auf uns nehmen.
    Gerade in letzter Zeit hat es zwei Fälle gegeben, bei denen ich nicht wusste, wo das Paket gelandet ist und warum und Sorge hatte, dass ich den Schaden tragen muss. Ist zum Glück gutgegangen. Ich bin inzwischen vorsichtig mit Abstellgenehmigungen bei hochpreisigen Sendungen, den wie soll ich dann beweisen, dass ich das Paket nicht bekommen habe?
    Ich schwanke dann immer zwischen Mitgefühl für die Fahrer, die von unerbittlichen Konzernen ausgebeutet werden und dem Ärger, dass es einfach nicht funktioniert und mir immer wieder Stress bereitet.
    Fazit ist: Wenn ich bestelle, kaufe ich, wenn es irgend geht, dort ein, wo Versand mit DHL angeboten wird und zahle dafür auch mal einen Euro mehr. Meine Nachbarn machen das ähnlich.
    Beschweren bringt bei dpd und Hermes leider gar nichts. Also habe ich jetzt begonnen mich bei denen zu beschweren, von denen ich gekauft habe. In der Hoffnung dass, sollten das auch genügend andere tun, diejenigen den Paketdiensten auf die Füsse treten, die die Macht haben - ihre direkten Kunden. Ich mache dann noch ein wenig Werbung für DHL und schreibe, dass diese immer pünktlich und zuverlässig liefern.

  • #2

    Ute Lindenthal (Sonntag, 31 Dezember 2023 09:05)

    Lieber Reinhold, dann wünsche ich euch viel Freude mit dem TV. Wir haben auch so ein Teil und ich muss sagen, es war etwas gewöhnungsbedürftig. Früher hat das TV gemacht, was ICH wollte. Jetzt ist das nicht mehr so einfach...lach. Also er macht schon ziemlich oft, das was er will. Da muss man sich dran gewöhnen. Ich frage mich, wann er mich fragt: Hallo Ute, wie geht es dir heute, was möchtest du heute schauen? Aber am praktischten finde ich die von Anfang an Schauen Funktion. Wenn man mal zu spät kommt, Knöpfchen drücken und zack geht es von Vorne los.
    Aber ansonsten finde ich deine Geschichte prima und vor allem sehr realistisch. Nicht nur was die Lieferung anbelangt, sondern auch die begleitenden Maßnahmen im Haus..... Schränke umräumen etc..... das kommt mir doch SEHR bekannt vor. Mein armer Mann kann da ein Lied von singen. Wieder mal sehr schön geschrieben. Vielen Dank!

  • #3

    Reinhold (Sonntag, 31 Dezember 2023 09:51)

    Hallo Ute, danke für den netten Kommentar. Wir sind noch am Experimentieren mit dem neuen Teil. Erst mal sind wir froh, das Nötigste zum Laufen gebracht zu haben, nicht ganz ohne ein wenig Stolz. Weil es ja nicht jedem ohne fremde Hilfe gelingen wird, besonders in leicht fortgeschrittenem Alter nicht. Mit speziellen Einstellungen kämpfen wir aber noch. Auch mit, was ist nützlich und was eher unnötig. Alexa & Co. brauchen wir wahrscheinlich nicht, aber mal schauen, vielleicht ja doch ganz lustig mit der Zeit.
    LG an die Lindenthaler

  • #4

    Ute Lindenthal (Donnerstag, 11 Januar 2024 19:12)

    Ja der Begriff Zahlungserinnerung ist schon etwas unglücklich gewählt. Ich denke auch immer ups, was vergessen, Ute? Letztendlich ist es ja eine Erinnerung von Amazon an eine zu leistende Zahlung. Bestimmt vergessen es Viele....lach. Ich mach die Zahlung immer schon fertig, wenn die Rechnung kommt, aber ich überweise auch immer erst am 14. passt doch.

  • #5

    Reinhold (Freitag, 12 Januar 2024 11:00)

    Liebe Ute, ich glaube nicht, dass es seitens Amazon 'unglücklich gewählt' ist. Es scheint eher Taktik zu sein, Kunden zu vorzeitiger Zahlung zu animieren oder sie zumindest zu einer rechtzeitigen Zahlung zu veranlassen. Beide Vorhaben entsprechen jedenfalls nicht üblichen und schon gar nicht kaufmännischen bzw. rechtlichen Gepflogenheiten. Mich wundert sowieso, dass Amazon überhaupt die Art der monatlichen Zahlung anbietet. Das will irgendwie nicht zu den vorzeitigen Erinnerungen passen, jedenfalls nicht nach meinem Empfinden.